Das war das erste Online Green Tourism Camp
GTC21 Online auf der Green Community Base
Nach dem erfolgreichen Green Tourism Camp 2019 im Schloss Hohenkammer hat das diesjährige #GTC21 erstmalig rein digital stattgefunden. Im GTC – Meeting Land haben sich über 100 Teilnehmer (!) am 17. Und 18. März aus der Hotellerie und Gastronomie, dem Tourismus, der MICE-Branche sowie Zulieferer zu einem spannenden Wissensaustausch rund um die Nachhaltigkeit getroffen.
Schon bei der Session Planung am ersten Abend wurde deutlich, dass die Teilnehmer gepackt waren von Vorfreude, Wissensdurst und dem starken Wunsch, sich über die Nachhaltigkeit auszutauschen. So haben am Haupt Tag des Camps insgesamt 22 nachhaltige Sessions stattgefunden, bei denen die Nachhaltigkeit im Tourismus von allen vorstellbaren Seiten beleuchtet wurde.
Willkommen in unserem Meetingland #GTC21
Kommunikation
Der Sinn eines jeden Barcamps: Mit einander sprechen, sich austauschen, Netzwerken. Damit all das auch in diesem besonderen Jahr möglich war, konnten die Teilnehmer sich per Video-Calls unterhalten, miteinander chatten, oder ihre Gefühle oder Meinungen über Emojis, wie zum Beispiel Handzeichen geben. So hat das Ganze dann in Action ausgesehen:
Survival-Boxen
Social Wall #GTC21
Während des Camps hat eine Social Wall unter dem Hashtag #GTC21 für Zusammenhalt und einen Community-Gedanken gesorgt. Diese wurde mächtig bespielt und kann sich sehen lassen. Hier ein paar Eindrücke:
GTC-Kochevent mit Arne Anker und METRO
Ein wahres Highlight des Camps war das Kochevent am zweiten Abend.
Gemeinsam mit Sternekoch Arne Anker vom Restaurant BRIKZ in Berlin-Charlottenburg haben wir selbstgemachte Gnocchi gezaubert – mit so vielen Teilnehmern ein lustiges und leckeres Durcheinander.
Die leckeren Zutaten in BIO Qualität wurden uns von der METRO AG zur Verfügung gestellt.
Zwei spannende Panel-Diskussionen
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde in Kleingruppen startete das Green Tourism Camp gleich spannend mit einem tollen Impulsvortrag von Jörg Buntenbach (Greenpeace Energy), gefolgt von einer offenen Diskussionsrunde zum Thema mit Suzann Heinemann (GreenSign by InfraCert) und Jan Sadowsky (Klimapatenschaft).
In seinem Impulsvortrag stellte Jörg mit Hilfe einer Power Point Präsentation die Entwicklungen des autonomen Fahrens vor und kam zu dem Entschluss: „Der große Durchbruch zum autonomen Fahren kam bisher noch nicht auf Grund von ausbaufähiger Technik. Im Jahr 2021 stellt die Politik endlich das Straßenverkehrsgesetzt auf, welches der Branche eine gewisse Planungssicherheit gibt.“
Jörg betonte im Laufe seines Vortrages, dass sich das autonome Fahren zu einem sehr lukrativen Geschäft entwickeln könnte. Im Tourismus werde viel über das Thema Nachhaltigkeit gesprochen, doch bei konkreten Maßnahmen, die auch noch Geld kosten, ändere sich diese Einstellung teilweise. „Ich hoffe, dass sich das künftig ändern wird, und dass Nachhaltigkeit nicht nur eingesetzt wird, um das Image eines Unternehmens aufzuhübschen. Wir müssen mittel- und langfristig Nachhaltigkeit ausüben und gewisse Dinge verändern, ohne dabei zwangsläufig Verzicht zu erleben.“
Laut Jörg habe die Tourismusbranche eine große Chance, Vorreiter in der Verkehrswende zu werden. Eine Möglichkeit dafür, Regionen autofrei zu machen, wäre eine App, die bedarfsgerecht, bezahlbar und verlässlich die Buchung von E-Shuttles ermöglicht. „Wenn man so etwas überzeugend umsetzt, sodass die Gäste gar nicht mehr auf die Idee kommen würden, mit dem eigenen Auto anzureisen, wäre das genial. Das Thema Bequemlichkeit ist dabei ganz wichtig.“, erklärte Jörg.
Beim Thema E-Shuttle ergänzte er: „E-Shuttles sind für mich der Ausgangspunkt, um das Thema Verkehrswende genauer zu betrachten. Ich finde den Gedanken total faszinierend, die Städte besonders für Fußgänger und Radfahrer bequemer zu machen, denn die Lebensqualität vor Ort wäre durch gesteigerte Ruhe und Entspannung viel größer. Außerdem würde die Region damit einen wesentlichen Beitrag leisten, um die Klimaziele zu erreichen.“
Entscheidend bei der Revolutionierung der Verkehrswende wären dabei der Netzwerkgedanke und die Kooperationen zwischen verschiedenen Anbietern und Hotels innerhalb einer Region. Wenn man sich solchen Projekten gemeinsam annehme, sei das Vorhaben kostenfreundlicher für alle Akteure und könne als Marketingvorteil für die gesamte Region genutzt werden.
„Greenpeace Energy kann künftig dabei unterstützen, die benötigten Player für ein solches Projekt zusammen zu bringen.“, sagte Jörg. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Projekte wie diese in Tourismus Regionen durchsetzen werden und ich persönlich freue mich total darauf.“
Bei der Frage der Machbarkeit und Umsetzung einer Verkehrswende in Tourismusdestinationen schaltete sich Jan Sadowsky von Klimapatenschaft dazu: „Ein enorm wichtiges Thema in der Nachhaltigkeit ist Mobilität. Wenn wir uns die Destinationen heute anschauen und die CO2-Emissionen berechnen, stellen wir fest, dass der größte Teil der Emissionen durch die An- und Abreise der Gäste entsteht.“
Um die Gäste jedoch von der Abreise mit dem Auto wegzuholen, bedarf es laut Jan einer klaren Kommunikation, angefangen mit der Frage, was Nachhaltigkeit überhaupt bedeutet. Es müssen Anreise für den Gast gefunden werden, um ohne das Auto anzureisen. Wie entwickeln sich die Destinationen dieshingehend? Wie werden Events künftig gestaltet? Was für Freizeitbeschäftigungen wird es geben? Mit all diesen Fragen müssen sich Destinationen auseinandersetzen, um eine ganzheitlich nachhaltige und gemeinsame Strategie mit den Leistungsträgern zu erzielen.
Zum Thema Kosten und Finanzierbarkeit von Nachhaltigkeit erklärte Jan: „Banken müssen ihr Portfolio künftig öffentlich machen und aufzeigen, wie viele nachhaltige Investments darin stecken. Das kann unter Umständen dazu führen, dass ein Rating eines Unternehmens, welches eine Finanzierung benötigt, die Nachhaltigkeit jenes Unternehmens verpflichtend mit abfragt. Wenn man kaufmännisch und unternehmerisch an die Sache rangeht, wird man schnell feststellen, dass man mit kreativen Lösungen Mehrwerte verschiedenster Art schaffen kann.“
Suzann Heinemann vom InfraCert Institut teilte ihre Erfahrungen und Insights zum Thema Nachhaltigkeit mit den Camp-TeilnehmerInnen: „Als wir vor fünf bis sechs Jahren angefangen haben, uns mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, wurden wir von Vielen in der Branche belächelt. Inzwischen werden die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz immer mehr in den Nachrichten gezeigt, man liest in jedem Magazin darüber.“
Auch die Corona-Krise habe dazu beitragen, dass sich die Hotellerie vermehrt mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftige. Suzann erklärte, dass viele Hotels in dieser Zeit erkannt haben, wie verwundbar sie sind und wie schnell sich der Markt drehen und wenden kann. Deshalb sehen sie ein, dass sie sich dem Thema Nachhaltigkeit stellen müssen, um sich zukunftsfähig zu positionieren.
„Wir sind mit der Nachhaltigkeit auf einem guten Weg, denn das Thema ist in der Bevölkerung angekommen.“, fand Suzann. „Alle, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, wissen, wieviel Spaß es machen kann“.
Netzwerke sowie dieses Barcamp sind der ideale Ort für einen Erfahrungs- und Wissensaustausch, so waren sich die drei Panel-Mitglieder einig. Außerdem ist die Realisierung wichtig, dass Nachhaltigkeit ein fortlaufender Prozess ist, der Stück für Stück stattfindet. Die Nachhaltigkeit hat drei Säulen und nicht alles kann auf einmal betrachtet werden. Einfach anfangen ist hier das Stichwort!
Vielen Dank an Jörg, Jan und Suzann für die spannende Impulse und einen tollen Einstieg in das digitale #GTC21!
Auch der zweite Tag des Green Tourism Camps begann mit einer spannenden Diskussion zum Thema Nachhaltigkeit und Reinigung im Hotelzimmer und insbesondere zum Thema Hotelbetten. Jens Rosenbaum (SWISSFEEL) und Mareike Reis (Die Housekeeping Akademie) kamen schnell ins Gespräch.
„Wir können am Hotelbett eines Gastes einiges ablesen – ob er oder sie gut oder schlecht geschlafen hat, ob alleine oder zu zweit – und daher ist es immer ein spannendes Thema für das Housekeeping“, erzählte Mareike Reis.
Dass morgens die Zeit ist, bei der das Housekeeping Personal am meisten zu tun hat, bestätigte Mareike ohne jeden Zweifel. Dass das Reinigen aber klassisch im Hintergrund und beinahe schon ‚versteckt vor dem Gast‘ stattfinden sollte, streitete sie sicher ab: „Ich war schon immer dagegen, die Reinigung möglichst unauffällig zu machen. Meiner Meinung nach muss Reinigung sichtbar gemacht werden. In der Corona-Krise passiert das sowieso, ob die Hotelmitarbeiter es wollen oder nicht.“
Mareike erklärte, dass die Zimmerreinigung einige Schritte beinhaltet, die fachliches Wissen benötigen und bei denen die richtige Reihenfolge essenziell ist. Besonders im Zuge von Corona ist auf diesem Fachgebiet sehr viel Aufklärung zu leisten zu mikrobiologischen und fachspezifischen Themen. Auch kommunikative, zwischenmenschliche Themen sind im Housekeeping laut Mareike unverzichtbar.
„In unserem Bereich sind viele Quereinsteiger tätig und deshalb müssen wir konsequent dranbleiben mit dem Schulen, Ausbilden und Lehren.“, findet Mareike. „Vor allem die Führungskräfte müssen ausgebildet werden, um dieses Thema an die Reinigungskräfte weiter zu geben. Ihnen müssen die Ängste genommen werden, denn das sichert den gesamten Betriebserfolg.“
Auch Jens Rosenbaum ist schon lange im Thema Reinigung und auch Nachhaltigkeit im Hotelzimmer und berichtete: „Um ein Bett zu testen, braucht man sicherlich mehr als eine Nacht. Dieses Testen besteht dann aus zwei Bestandteilen: Zum einen die biologischen Hygienewerte und zum anderen die Ergonomie – wie liegt es sich in diesem Bett und auf dieser Matratze?“, erklärte Jens.
„Im Grunde genommen braucht der Menschen zum gesund sein nur drei Dinge: Gesunde Ernährung, Bewegung und Schlaf. Sobald einer dieser Dinge fehlt, geht es uns nicht mehr so gut. Eigentlich ganz simpel.“, findet Jens. „Allerdings glaubt der Mensch häufig nur das, was er sieht. Und nachts haben wir die Augen zu. Leider ist das Thema Matratze im Hotelzimmer auch nicht sonderlich sexy. Alle Betten sehen ähnlich aus, die Matratzen sind eckig und weiß. So werden sie vom Hotelier wie auch den Gästen häufig nicht wahrgenommen und fallen durchs Raster. Das sieht man auch daran, dass die wenigsten Fragebögen sich danach erkundigen, wie der Gast geschlafen hat, die meisten aber abfragen, wie das Spa oder das Frühstück gefallen hat.“
Mareike stimmte Jens hiermit zu: „Tatsächlich vernachlässigen wir das Bett im Hotelzimmer total. Sowohl in der Ausführung und Qualität der Materialien, als auch in der Reinigung. Die Reinigungsfachkraft hat meist nur eine ganz kurze Zeitspanne für das Reinigen und arbeitet in dieser Zeit stichpunktartig die Checkliste ab.“
Einig waren sich Mareike Reis, Jens Rosenbaum und auch Moderatorin Anne Seubert, dass Hotelbetten künftig einen höheren Stellenwert im Housekeeping Team verdienen, und dass es inzwischen durchaus Möglichkeiten gibt, nachhaltige, langlebigere, waschbare und damit hygienische Matratzen im Hotelbett anzubieten.
Danke an Jens und Mareike für die tolle Wake Up – Session!
22 spannende Sessions in 5 Räumen
Sessions im Saal – protokolliert von Darlene
11:00 Uhr – 11:45 Uhr
Sessiongeber: Jörg Buntenbach, Greenpeace Energy
Jörg Buntenbach initiierte diese Session, um noch einmal sein Herzensthema der nachhaltigen Verkehrswende zu Wort zu bringen.
„Das Thema wird in meinen Augen immer wichtiger, da mehr und mehr Gäste vor der Anreise nachfragen werden, ob es die Möglichkeiten zum Ausleihen beziehungsweise Laden eines E-Autos gibt.“, sagte Jörg.
Um sich als Hotel auf diese Gäste vorzubereiten, benötigt es eine ordentliche Infrastruktur für E-Mobilität im Hotel. Dazu gehören die Lage, Anzahl und Kapazität von E-Ladesäulen.
Torsten Ostmeier von desiretec berichtete von seinen Erfahrungen: „Tatsächlich ist das Thema E-Mobilität mit sehr viel Planung und Organisation verbunden. Es bringt einem Hotel wenig, drei E-Autos aber nur eine Steckdose zu haben – hier kommt es auf vernünftiges Management an.“
Die Teilnehmer waren sich einig, dass das Thema E-Mobilität für Hotels noch ein Alleinstellungsmerkmal und ein USP sein kann, bevor es zur Normalität wird. Kooperationen in der Stadt oder der Region sind eine gute Idee, den Hotelgästen E-Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen, ohne selbst ein E-Auto oder einen E-Roller zu besitzen.
Gabi Markert von SenerTec erzählte von ihren Erfahrungen: „Meine ersten Eindrücke liefen nicht positiv ab. Ich fiel ins kalte Wasser, kannte mich mit den vielen Karten nicht aus, wusste nicht, wo ich bezahlen musste. Obwohl so ein Auto vom Fahrgefühl super ist, ist die Handhabung meiner Meinung nach noch nicht ausgereift.“ Hier sahen die Session Teilnehmer Anknüpfungs- und Verbesserungspunkte für die Hotellerie und den Tourismus.
Jörg sprach die Fördermöglichkeiten für E-Infrastrukturen an, welche verschiedenen Bundesländern zur Verfügung stehen. Über diese sollte man sich gut informieren und davon Gebrauch machen, denn sie können die Finanzierung und Anschaffung von E-Ladesäulen für Hotels wesentlich erleichtern.
Im Laufe der Session wurde deutlich, dass das Thema E-Mobilität noch in den Kinderschuhen steckt. Technik und Politik müssen sich gleichermaßen weiterentwickeln, sodass das Thema auch für Tourismus Destinationen zugänglich und nutzbar wird. Das Angebot für Gäste vor Ort, ohne das eigene Auto vor Ort bequem zu sein, kann und sollte ausgebaut werden. Wichtig dabei ist es, die Fachkräfte der einzelnen Akteure innerhalb der Region für E-Mobilität zu sensibilisieren, um sie gekonnt in diesem Thema mitzunehmen.
Die Session Teilnehmer waren sich einig, dass sich die E-Mobilität durchsetzen wird und viele Chancen für die Hotellerie und Tourismus bietet. Wir sind gespannt, wie die Entwicklung weiter geht!
Danke Jörg für das spannende Session Thema!
12:00 Uhr – 12:45 Uhr
Session Geber: Christoph Miller, DAIKIN Airconditioning
Diese Session wurde von Christoph ins Leben gerufen, um die Frage zu diskutieren: Was kann ein Hotel noch mehr machen, als nur LED-Beleuchtunge einsetzen oder Wasser sparen? Unterscheiden sollte man dabei zwischen Bestandsgebäuden und Neubauten, zwischen direkten und indirekten Emissionen.
Sowohl Erfahrene als auch Newbies waren an der Diskussion beteiligt, und die folgenden Ideen wurden gemeinsam erarbeitet:
- CO2 – Fußabdruck pro Gebäudefläche/pro Übernachtung
- Kommunikation mit dem Gast –> informative Sticker oder Flyer im Hotelzimmer
- Zimmerreinigung erst ab der zweiten Nacht
- Transparenz –> Energetische Messwerte, Öko-Strom
- Verträge mit Contractor
Vielen Dank an Christoph Miller für diesen Session Vorschlag!
Sessions im Besprechungsraum – protokolliert von Verena
11:00 Uhr – 11:45 Uhr
Sessiongeberin: Stephanie Schießl, Schwarzwald Panorama
Den Vorschlag für diese Session gab Stephanie Schießl, welche als Nachhaltigkeitsbeauftragte des Hotels Schwarzwald Panorama in Bad Herrenalb viele Erfahrungswerte auf diesem Gebiet teilen konnte.
Ihrer Meinung nach ist es bei der Einbindung eines Umweltbeauftragten in den Hotelstrukturen besonders wichtig, dass diese Funktion nicht auf der operativen Ebene der Hierarchie eingebunden wird und nicht als „Springer in der Not“ fungiert. Eine Ansiedlung bei der Geschäftsleitung sei eine Möglichkeit dies zu umgehen, damit der oder die Umweltbeauftragte ohne Tunnelblick und „frei“ seinen oder ihren Aufgaben nachgehen könne.
Jene Aufgaben sollten die abteilungsübergreifende Entwicklung für nachhaltiges Bewusstsein beinhalten, ebenso wie das Fungieren als Changemaker, Revoluzzer, Coach, Admin, Controller und viele Weitere. Es sei wichtig, eine „Macher-Mentalität“ zu verfolgen, sich überall einmischen zu können, Mitarbeiterschulungen zur Nachhaltigkeit zu organisieren, Klimabilanzen zu erstellen, an Nachhaltigkeits-Wettbewerben teilzunehmen und Partnerschaften zu pflegen.
Charakterlich sagte Stephanie, sollte ein/e Umweltbeauftragte/er viel Durchsetzungsvermögen und Geduld mitbringen, flexibel sein, falls etwas mal nicht funktioniert, nicht aufgeben, auch wenn es mal unbequem wird und vor allem für die Nachhaltigkeit brennen. Bei der Position seien menschliche Fähigkeiten meist wichtiger als fachliche, da man die Mitarbeiter mit dem richtigen Ton ansprechen müsse: „Dein Job ist es, den Leuten mit Nachhaltigkeit auf den Sack zu gehen“, erklärte Stephanie liebevoll, ohne aber wie ein Moralapostel zu wirken. Alle Mitarbeiter müssen ins Boot geholt werden, damit die Nachhaltigkeit auch an die Gäste weiter transportiert werden kann.
Als Tipp hat Stephanie noch mit auf den Weg gegeben, sich viel in das Thema einzulesen, Newsletter zu abonnieren, Zeitschriften zu durchforsten, auf Social Media Gruppen aktiv zu sein, entsprechende Sendung zu schauen und sich bestmöglich mit dem Thema auseinander zu setzen. Ein Umwelttagebuch hat ihr geholfen, alle grünen Maßnahmen im Hotel zu überwachen. Dies sei auch bei der Auseinandersetzung mit der GreenSign Zertifizierung ein wertvoller Anhaltspunkt gewesen.
Hier noch ein paar Vorschläge für die Betitelung: Green Developer, Eco Controller, Assistenz Geschäftsführung mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit.
Danke dir, Stephanie für den wertvollen Einblick!
12:00 Uhr – 12:45 Uhr
Sessiongeberin: Claudia Beck, desiretec
In dieser Session hat Claudia Beck, welche sich intensiv mit dem Thema Conversion Rate beschäftigt, dem Thema Direktbuchungen auf der Hotelwebsite eine Bühne gegeben. Die, zu Deutsch, Koversionsrate beschreibt das Verhältnis von Besucher und Bucher bzw. Käufer auf einer Internetseite und liegt bei Hotels durchschnittlich bei 0,3% – 2%. Vergleichsweise, sagte Claudia, hätten OTAs wie booking.com insbesondere in Corona einen großen Gewinn gemacht gegenüber den meisten anderen Leistungsträgern. Und das, obwohl ein Großteil der Hotelwebsites sich wesentlich mehr Mühe in ihren Booking Engines geben und auch weitaus mehr Informationen zur Buchung und zum Hotel bieten. Woran liegt also diese niedrige Conversion Rate in der Hotellerie?
Claudia erklärt, dass Hotel-Websites in ihren Augen immer mehr zum Schaufenster geworden sind, anstatt zum Verkaufsort. Um dies zu ändern sei es wichtig, die eigene Website so zu gestalten, dass die Buchung immer persönlich auf der Website stattfindet. Durch erfolgreiches SEM-Handling werden zwar die Besucherraten in die Höhe getrieben, die Direktbuchungen bleiben jedoch häufig aus.
Die Vorteile von Direktbuchungen auf der Website deutlich zu kommunizieren, sei ein wichtiger Aspekt. Außerdem sollte die Buchung smart und einfach sein.
Eine Stimme aus den Session Teilnehmern prophezeite, dass Hotel-Websites auf lange Sicht ausgedient haben und Hoteliers auf anderen Wegen, wie Telegramm oder intelligente Messenger Funktion, den Kontakt zum Kunden suchen müssen.
Mit den sogenannten Exit Inside Layers können Direktbuchungen auf der Hotel-Website effektiv angekurbelt werden: Mit modernster Technologie begegnen Website-Abbrechern beim Verlassen der Seite ein Pop-Up Fenster, welches Unterstützung bei der Buchung oder Hilfe bei Fragen anbietet. Diesen großen Vorteil der direkten Kontaktherstellung zwischen Gast und Hotel biete die OTA Konkurrenz nicht, und auf diesem Weg könne man auch gezielt auf differenzierte Fragen von potenziellen Hotelgästen eingehen, erklärte Claudia. Besonders in der Corona-Zeit, in der sich Reisende für Hygienekonzepte interessieren, sei eine solche Möglichkeit sehr vorteilhaft.
Neben dieser digitalen Chance sollte das Hotelpersonal dazu geschult werden, Gäste beim Check-Out für den nächsten Aufenthalt auf den direkten Buchungsweg zu schicken. Hier liegt es auf der Hand, die Gäste dafür zu sensibilisieren, welche Vorteile eine Direktbuchung für Gäste und Hoteliers bedeuten.
Dankeschön Claudia für diese interessante Session!
14:30 Uhr – 15:15 Uhr
Sessiongeberin: Gabi Markert, SenerTec
Der gesellschaftliche Anspruch, Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen, nimmt zu. Deshalb lag es Gabi Markert in dieser Session besonders am Herzen, die Vorteile eines Kraft-Wärme-Kopplungs-Gerätes mit Hoteliers und Gastronomen zu teilen.
Das im Jahr 2020 erneuerte Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzt in der EU sieht vor, dass Stromeinheiten, die selbst produziert und genutzt werden, vergütet werden. Einheiten, die ohne eigenen Nutzen in das Stromnetz eingespeist werden, tragen sogar eine höhere Vergütung mit sich. Wer selbst Energie erzeugt, verringert die Einkaufskosten hierfür und verbessert gleichzeitig den eigenen CO2-Fußabdruck, da die Energie direkt im Gebäude für Strom und Wärme genutzt werden kann.
Eine KWK-Anlage sei jedoch in der Regel nicht ausreichend für ein gesamtes Objekt. Sie wird teils mit fossilen Energieträgern betrieben, aus denen die beiden Energieformen Wärme und Strom gewonnen werden. Im Hotel kann eine mit KWK betriebene Ladesäule für E-Autos oder -Bikes für Gästezufriedenheit sorgen, indem eine kostenlose Nutzung angeboten wird.
Die Optimierung von Kraft-Wärme-Kopplung und Heizenergie im Hotel hat Gabi im in der Session besprochen und im Kreise wurden die folgenden, wesentlichen To-Dos für Hoteliers erarbeitet:
- Macht eine KWK-Anlage für meinen Betrieb Sinn? –> Wie hoch ist mein Stromverbrauch? Welche Wassermenge verbrauche ich? Welche Belegungszahlen verzeichnet mein Hotel? Wie würde sich eine Investition auf die nächsten zwei bis drei Jahre rechnen?
- Wie alt ist meine Heizanlage? –> Könnte ich eine KWK-Anlage vorschalten, sodass die bestehende Heizanlage nur eingeschaltet werden muss, wenn zusätzlicher Wärmebedarf besteht?
- Kann ich die KWK-Anlage gut lagern? –> Idealerweise in frostfreien Räumen, alternativ in Containern
- Ein Stromzähler wird benötigt –> Dieser misst, wie viel KWK-Strom genutzt wird und wie viel dazu gekauft werden muss
- Verbesserung der Peripherie –> Wie viele Pufferspeicher benötige ich? Wie viele Pumpen benötige ich? Sind die durch die Häuser laufenden Rohre gedämmt, sodass möglichst wenig Wärmeverlust beim Wassertransport stattfindet?
Danke Gabi für die Aufklärung und die vielen Informationen!
15:30 Uhr – 16:15 Uhr
Sessiongeber: Olaf Schlieper, Deutsche Zentrale für Tourismus
Olaf Schlieper setzt sich durch seine Arbeit bei der Deutschen Zentrale für Tourismus aktiv international für das Reiseland Deutschland ein. Dabei bemerkt er immer wieder, dass viele Destinationen noch nicht über Nachhaltigkeitsstrategien verfügen beziehungsweise sich in diesem Thema noch in den Anfängen befinden. Um hierbei zu unterstützen, hat sich die DTZ Nachhaltigkeit seit dem Jahr 2012 auf die Fahne geschrieben und trägt die Green Globe Zertifizierung.
„Gäste haben inzwischen auch gegenüber Destinationen eine bestimmte Erwartungshaltung. Sie übernachten vor Ort in einem nachhaltigen Hotel und möchten die Region erkunden. Doch wie finden sie all das, was die Region Nachhaltiges zu bieten hat?“, fragte Olaf und regte damit zum Nachdenken an. Die Session Teilnehmer waren sich einig, dass hierzu die Sichtbarmachung jener nachhaltigen Angebote essenziell sei, denn aktuell haben Gäste vielerorts kaum die Möglichkeit, nachhaltige Angebote gebündelt zu finden.
Um nachhaltige Angebote sichtbarer zu machen und sensibilisierte Gäste, deren Interesse am Aktivurlaub sich mit der Nachhaltigkeit in viele Punkten trifft, auf die richtigen Angebote aufmerksam zu machen, sollte eine Vielzahl an Kommunikationskanälen genutzt werden. Dazu zählen Pressemitteilungen, Gästebewertungen, Travel Blogs, und auch die Kommunikation von vorhandenen Nachhaltigkeitssiegeln sind sinnvoll.
Für die Entwicklung nachhaltiger Angebote seien auch die Sustainable Development Goals (SDGs) der UN als Orientierung hilfreich, fand Olaf. Mögliche Lösungsvorschläge werden zurzeit auch von der Bundesregierung erarbeitet und könnten künftig in Form von Leitfäden für alle Ministerien bereitgestellt werden.
Wichtig bei dieser Erarbeitung sind Ziele mit greifbaren Handlungsfeldern, die jede Region gemäß ihren Stärken definieren und umsetzen sollte. Als Beispiel hierfür wurde die Weinstraße genannt, die eine hohe Nachhaltigkeitsaktivität mit entsprechender Zertifizierung nachweist, und auch eine Vielzahl an barrierefreien Aktivitäten ermöglicht.
Wir bedanken uns bei Olaf für die Session Idee und deinen vielen Input!
16:30 Uhr – 17:15 Uhr
Sessiongeberin: Lisa Boje, Hotelharmonisierer
Lisa Boje hat ein aktuelles Upcycling-Projekt zum Anlass für diese Session genommen. Dabei handelt es sich um eine Hotelkonzeptplanung in Marburg für ein 80-Zimmer Haus, welches möglichst nachhaltig gebaut werden soll.
Aus baurechtlichen Gründen gibt es für den Neubau ein paar strenge Regeln zu beachten, bei denen die Nachhaltigkeit aber nicht vergessen werden soll. Gemeinsam mit den restlichen Teilnehmern erarbeitete Lisa Vorschläge und To-Dos dafür, wie man ein solches Projekt angehen könnte. Nachfolgend haben wir ein paar dieser Ideen zusammengefasst:
- Immobilienplanung –> Eine mögliche Zweitnutzung sollte durchgeführt werden können und dies sollte bereits im frühen Stadium in Betracht gezogen werden
- Interieur –> Second-Hand aufkaufen, Upcycling (häufig günstiger und multifunktional), hochwertige und langlebige Materialien bevorzugen
- Modernes Energiekonzept –> Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung, E-Ladesäulen
- Einsatz zukunftsfähiger Technik –> Gerne auch Experten mit einbinden
- Biodiversität –> Begrünte Fassaden, begrünte Dächer, einheimische Sträucher etc. (Übrigens: Die Begrünung ist auch für das Mikroklima günstig – im Sommer bringt sie Kühlung, im Winter Isolierung)
- Müllverarbeitung à Gucklöcher für Transparenz
- Urban Farming –> Eigener Kräutergarten / eigene Naschwiese für die Gäste
- Wasserverbrauch –> ‚Nachhaltigste Dusche der Welt‘ mit bis zu 90% weniger Wasser (Kontakt: Klimapatenschaft GmbH)
- Storytelling & Sensibilisierung –> Ansatz von Wolf-Thomas Karl „Denk dir eine Geschichte aus, die du deinen Gästen erzählen kannst“
- Beleuchtungskonzept –> Sinnvoll, stromsparend, praktisch, ergonomisch
Vielen Dank an Lisa für diesen kreativen Session Vorschlag!
Sessions im Kaminzimmer – protokolliert von Clémence
11 Uhr – 11:45 Uhr
Sessiongeber: Jan Suwalski, HGK Hannover
Jan Suwalski, welcher den Vorschlag für die Session abgegeben hatte, startete die Diskussion gleich mit einer spannenden Frage: „Was sollte man als Mitarbeiter und Arbeitgeber bieten, um eine nachhaltige Arbeitgebermarke zu sichern?“
Suzann Heinemann (Geschäftsführerin bei InfraCert GmbH und Greenline Hotels GmbH) gab daraufhin Beispiele aus ihrem Unternehmen. Diese beinhalteten Museumsbesuche, Sommer- und Weihnachtsfeste, die Teilnahme an Workshops, Sport- und Bewegungsangebote im Büro, gemeinsame Ausflüge zum Bäume pflanzen und viele mehr. Sie betonte, dass sich Arbeitgeber die folgende Frage stellen sollten: Was macht den Mitarbeitern Spaß, wie geht man ihnen um? Ein nachhaltiges Angebot „muss authentisch sein und zum Unternehmen passen“.
Anna Heuer (HSMA Deutschland e.V.) gab auch zahlreiche Tipps, welche bereits in Hotels umgesetzt werden. Oftmals werden Fitnessstudio-Rabatte sowie die Bereitstellung einer Crew Lounge angeboten. Zu bestimmten Anlässen könnten Mitarbeitern auch Hotelübernachtungen mit Frühstück geschenkt werden. Sie stellte aber auch klar, dass nicht unbedingt jeder Benefit zu jedem Mitarbeiter passen würde. Die Lebenssituation der Angestellten zu berücksichtigen und dessen Wünsche hinsichtlich der Dienstplanung entgegenzunehmen gehört auch zu einer guten Arbeitgebermarke. Arbeitssuchende und Mitarbeiter achten heutzutage sehr auf die Arbeitgebermarke eines Unternehmens. Sie wollen sich damit identifizieren sowie auch Spaß haben, dort zu arbeiten. Des Weiteren fügte Anna hinzu: „Je mehr man darüber (Unternehmenskultur) spricht, desto höher werden die Erwartungen“.
Armin Wolff (GreenSign by InfraCert), welcher bei GreenSign seit vielen Jahren im direkten Austausch mit Hoteliers steht, betonte, dass der soziale Aspekt enorm wichtig sei. Zuwendungen von Arbeitgeberseite haben einen positiven Einfluss für die Mitarbeitersuche. Darüber hinaus spielt das Unternehmensprodukt selbst eine große Rolle: Nachhaltige Produkte sprechen junge Menschen besonders an. Dazu gab er das Beispiel der Hotelkette Coffee Fellows. Ihre Philosophie: Feel at home. Diese richtet sich auch an die Mitarbeiter und spricht für die gleichwertige Behandlung aller Angestellten (z.B. die Mitbeteiligung an Entscheidungsprozessen für Supervisor, Fachangestellter oder Azubis).
Im späteren Verlauf der Diskussion sprach Hendrick Voigt (Greenpeace Energy) das Thema ökologische Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz an und stellte folgende Frage in den Raum. „Welche umweltfreundlichen Benefits werden den Mitarbeiter angeboten?“
Marcel Pleister (a&o Hotels) brachte sich zu dieser Frage in die Diskussion ein und gab zu verstehen, dass die Arbeitgebermarke dabei eine große Rolle spielt. In der a&o Hostelkette zum Beispiel wird eine Pauschale für den ÖPVN zur Verfügung gestellt. Zudem fragt die Arbeitnehmerseite den Wechsel vom Firmenwagen zum Firmenfahrrad an. Wenn die Wünsche der Firmenphilosophie entsprechen, wird eher in diese investiert. Dabei rückt der finanzielle Aspekt in den Hintergrund.
Suzann Heinemann gab diesbezüglich ein weiteres Beispiel: Ihre Mitarbeiter bekommen eine Klimacard von Klimapatenschaft. So unterstützt ihr Unternehmen klima- und wasserschonende Projekte.
Sascha Brenning (Hotelier.de) ergänzte, dass Mitarbeiter Selbstverwirklichung, Wertschätzung und freie Entfaltung am Arbeitsplatz eher bevorzugen als finanzielle Zuwendungen. Dennoch ist das Bewusstsein nicht bei jedem präsent.
Es wurde zusammengefasst, dass alle Mitarbeiter eines Unternehmens in die Prozesse einbezogen werden sollten. Als Arbeitgeber soll man offensiv nach den Wünschen seiner Mitarbeiter fragen. Eine offene Kommunikation mit- und untereinander im Unternehmen ist äußerst wichtig und schafft Transparenz im Unternehmen. Die Begleitung der Mitarbeiter durch Coaching, Schulungen und Weiterbildung sowie die Möglichkeiten, sich aktiv an Projekten zu beteiligen, ist neben Authentizität auch ein wichtiger Faktor, der für eine nachhaltige Arbeitgebermarke spricht.
Ein großes Dankeschön gilt Jan für diese wichtige Session Idee und allen Teilnehmern für die vielen Ideen und Eindrücke.
12:00 Uhr – 12:45 Uhr
Sessiongeberinnern: Evi Krinner, Tegernsee Tourismus & Michaela Willmann (Kassel Marketing)
Evi Krinner (Alpenregion Tegernsee Schliersee) und Michaela Willmann (Kassel Marketing) haben diese Diskussion initiiert. Evi Krinner interessierte: „Wie können DMOs nachhaltige Partner beziehungsweise Hotels in ihrer nachhaltigen Entwicklung unterstützen?“. Und Michaelas Ausgangsfrage lautete: „Wie kann man die Nachhaltigkeit in einer Destination vorantreiben und davon die Dienstleister motivieren? Welche Schritte sind dabei wichtig?“
Olaf Schlieper (Deutsche Zentrale für Tourismus) gab den Rat, seine Destination bei TourCert zertifizieren zu lassen. Diese Organisation berät und begleitet sämtliche Tourismus Akteure bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen für eine erfolgreiche Wirtschaftsweise und eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. Ein gutes Beispiel hierfür wäre das Saarland, welches durch die Zertifizierung positive Aufmerksamkeit als nachhaltige Destination erfahren konnte.
Neben Zertifizierungen durch externe Organisationen haben einige Regionen inzwischen ihren eigenen Zertifizierungskatalog entwickelt, wie beispielsweise die Region Baden-Württemberg. Ob ein Label für eine Destination Sinn macht, kommt unter anderem auch auf die Zielgruppe in der Destination an.
Nadine Schubert (Urlaubsregion Deutsche Weinstraße) empfahl, erstmal den IST-Zustand seiner Destination zu analysieren. „Was biete ich an, was kann ich gut oder schlecht?“ „Wo gibt es Potenzial?“ „Welche Partner habe ich und welche wünsche ich mir?“
Die Session Teilnehmer waren sich einig, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen bei einer stetigen Weiterentwicklung unterstützen und dass es wichtig ist, den Gast auf der grünen Reise mitzunehmen und einzubinden. Hier gab Dennis Micknaß (ATLANTIC Hotel) zu bedenken, dass es als Hotelier nicht immer einfach sei, die nachhaltige Entwicklung nach außen zu transportieren und dabei alle Player unter einen Hut zu bekommen.
Evi sprach das Thema Übertourismus in der Alpenregion Bayern im späteren Verlauf der Session an. Diesen in den Griff zu bekommen und gleichzeitig die Nachhaltigkeit auszubauen, sei eine extreme Herausforderung. Hier gäbe es zu beachten, dass Nachhaltigkeit weitaus mehr als nur Ökologie bedeutet. Ein Lösungsansatz wäre die Entwicklung eines Buchungssystems, welches Besucherströme so lenkt, dass die Natur erhalten bleibt, schlug Dirk Klein (Hotel Haffhus) vor.
Judith Kleinsorge (Tourismusverband Rügen e.V.), welche an der Ostsee arbeitet und das Problem des Übertourismus nur allzu gut nachvollziehen kann, erzählte von den Ideen ihres Verbandes: Kleine Aktionen, um die Nachhaltigkeit zu fördern, Aufklärungsschilder für mehr Aufmerksamkeit, und kein Einsatz des bekannten Zeigefingers.
Trotz aller Ideen und Ansätze bleibt die Lenkung der Besucherströme ein Thema, für das sich die Session Teilnehmer eine baldige Lösung wünschen würden.
Danke Evi und Michaela für eure kritischen Fragen!
14:30 Uhr – 15:15 Uhr
Sessiongeber: Paul Moritz, MORITZ Consulting
Paul Moritz eröffnete die Session mit der Kundgebung, dass sich eine nachhaltige Unternehmenskultur in seinen Augen dadurch auszeichnet, dass „die Menschen sich mit ihren Werten und Leidenschaften einbringen und diese auch im Unternehmensalltag leben können.“
Mareike Reis (Die Housekeeping Akademie) stimmte dem zu und ergänzte, dass Nachhaltigkeit auch viel mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung zu tun habe. Denn wenn der Arbeitgeber nicht hinter den Werten und der Vision seines Unternehmens steht, könnte keine nachhaltige Unternehmenskultur entstehen.
Im Lauf der Session wurden weitere spannende Fragen beleuchtet, deren Antworten im Folgenden zusammengefasst sind:
Wie schaffen wir eine Geschäftsform, die nachhaltig funktioniert?
- Resilienz –> Unser aktuelles Wirtschaftsmodell lässt eine nachhaltige Geschäftskultur oftmals nicht zu, da Umsatz und Gewinn bislang oft das einzige Ziel sind (Catharina Fischer, Tourismuszukunft)
- Veränderte Unternehmenskultur –> Künftig muss der Fokus darauf liegen, von innen nach außen gerichtete Geschäftsmodelle zu entwickeln, und nicht anders herum
- Eisbergmodell von Edward T. Hall –> Darstellung der bewussten und unbewussten Einflussfaktoren eines Geschäftsmodells, „Das, was sich über der „Wasseroberfläche“ befindet (Gewinne, Strukturen etc.), hat seine Wurzeln unter Wasser.“ (Paul Moritz, MORITZ Consulting)
- Fokus auf unbewusste/unsichtbare Faktoren –> Werte, Führungsstil, Umgang mit Mitarbeiterbedürfnissen
- Unternehmenskultur –> Kein Werbemittel für PR-Zwecke, muss gelebt werden, Beteilung aller Mitarbeiter an den Arbeitsprozessen, offenes Ohr besonders für junge Generationen
- Kultur als vierte Säule der Nachhaltigkeit –> „Was will ich als Unternehmen erreichen?“, „Wofür steht das Unternehmen in der Welt?“, „Was motiviert mich?“ (Max Brandt, Student in der Tourismuswirtschaft)
- Notwendigkeit der Entwicklung einer Messgröße nicht nur für den Gewinn eines Unternehmens, sondern auch für die Nachhaltigkeit
- Wertvolle Partnerschaften
Wie vermittle ich die Botschaft und wie motiviere ich mein Team zu einer nachhaltigen Unternehmenskultur?
- Wertschätzung von Mitarbeitern
- Berücksichtigung von privaten Motivationen, Interessen und Werten des Teams
- Erkennung von Reibungspunkten
- Qualitätsverbesserung der Unternehmensentwicklung
Dankeschön Paul für diesen spannenden Session Vorschlag!
15: 30 Uhr – 16:15 Uhr
Sessiongeber: Joachim Schütt, HGK (Hotel- und Gastronomie- Kauf)
Die Hauptfrage dieser Session lautete „Wie können wir unsere Kräfte bündeln und den Kontakt untereinander aufrecht halten?“
„Im Bereich Nachhaltigkeit können wir alle gewinnen.“, sagte Joachim. Seiner Meinung nach hat man als Community mehr Vorteile als alleine.
Angélique Krauter (Dansk Wilton) stimmte ihm zu. Sie berichtete den anderen Teilnehmern von ihrem Gefühl, dass deutsche Unternehmen ungern ihr Wissen teilen, da sie befürchten, anderen Unternehmen einen Vorteil zu verschaffen. Es gäbe Angeliques Meinung nach wenig Offenheit für Zusammenarbeit. In Deutschland herrsche teilweise ein „veraltetes Denken“ – vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit. Jetzt arbeitet Angélique in einem dänischen Unternehmen, das, im Gegenteil zu ihren ehemaligen Arbeitgebern, sehr offen ist. In Dänemark sowie beispielsweise in den Vereinigten Staaten und Mexico herrsche eine positive „Fehlerkultur“. Dort sei es wichtig, sich nicht für seine Fehler zu schämen und offen darüber zu reden.
Die Teilnehmer waren einer Meinung, dass sie sich eine feste Plattform wünschen, auf der sie den Dialog nach einem Event wie dem Green Tourism Camp fortführen, sich gegenseitig unterstützten, Strategien entwickeln und Kooperationen schließen können. Die Frage jedoch, welcher Kanal sich dazu am besten eignen könnte, bleibt bislang offen.
Armin Wolff (GreenSign by InfraCert) versicherte, dass seitens der Hoteliers die Nachfrage für ein gemeinsames Netzwerk besteht. InfraCert sei auch dabei, ein Tool zu entwickeln, welche die Hoteliers zusammenbringen wird.
Sascha Brenning (Hotelier.de) fügte hinzu, dass die Corona Pandemie bereits sämtliche Verbände wie beispielsweise der DTV und die DEHOGA zusammengebracht hat und eine Resonanz für die Branche geschaffen wird. Anne Seubert schloss die Diskussion mit dem Hinweis ab, dass die Bedeutung eines Netzwerks von Mensch zu Mensch unterschiedlich wahrgenommen wird. Jeder sieht eine andere Rolle in einer Community. Ihrer Erfahrung nach ist es oftmals schwieriger, innerhalb eines großen Netzwerks den Kontakt zu halten, anstatt zu einzelnen Mitmenschen. Dies war auch der Fall nach dem Green Tourism Camp 2019, wo sich zwar ein Netzwerk bildete, dieses aber nur für eine kurze Zeit fortbestand.
Danke Joachim für deinen Anstoß zum Ausbau des Gemeinschaftsgedanken.
16:30 – 17:15 Uhr
Sessiongeberin: Stephanie Schießl, Schwarzwald Panorama
Diese Session wurde von Stephanie Schießl initiiert, welche als Geschäftsleitungsassistentin im Hotel Schwarzwald Panorama das nachhaltige Bewusstsein ihrer Kollegen und Gäste erweitern möchte. Die Startfragen der Session befassten sich mit den Themen, wie man den Einstieg in die Nachhaltigkeit schaffen könnte, welche Handlungsfelder hierbei eine Rolle spielen, und welche Tipps erfahrene Hoteliers teilen können. Stephanie hat von ihren persönlichen Erfahrungen berichtet, welche die Teilnehmer äußerst inspiriert und begeistert haben!
Sie erklärte, dass der Einstieg in die Nachhaltigkeit nicht nur auf der Arbeit wichtig sei, sondern vor allem auch privat. Neugierde, Motivation und ein Schuss Ehrgeiz seien die Schlüssel zum Erfolg. Dabei darf eins nicht vergessen werden: Nachhaltigkeit ist fortlaufend. Es entwickeln sich stetig neue Möglichkeiten und Konzepte. Es sei also wichtig „am Ball zu bleiben“.
Hier ist Stephanies persönliche nachhaltige Entwicklung in drei Schritten:
Selbstbildung
- Recherche und Informationen aus Newslettern oder Zeitschriften ziehen (Bioläden, Klimapartner, Greenpeace und Co.)
- Passende Filme oder Sendungen schauen („We feed the World“, „Home“, „Food, Inc.“ und Co.) Bücher gelesen
- Events, Messen und Webinare besuchen (Kontakte knüpfen, nach Inspiration suchen)
Merkmal: „Es ist nicht immer nachhaltig, was nachhaltig erscheint.“
Einstieg im Betrieb
- Welche Ansätze gibt es hier schon?
- Was machen wir gut oder schlecht?
- Wo gibt es noch Potenzial?
- Umwelttagebuch mit nachhaltigen Maßnahmen für jede Abteilung (Welche Maßnahmen, mit welchen Ziel, geplanter Termin, wer übernimmt die Verantwortung etc.)
- „Grüne Inventur“ zum Jahresende (Was wurde in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit erreicht? (Ökologie, Soziales, Ökonomie)
- Erstellung eines Umweltberichts Überblick über die Handlungsfelder der Nachhaltigkeit erlangen (WIN-Charta Nachhaltigkeitsbericht als unterstützendes Tool)
- Hotel Zertifizierung mit GreenSign
- Potenziale analysieren
- Klimabilanz reduzieren
- Restemissionen kompensieren
- Kooperationen mit nachhaltigen Unternehmen schließen
Stephanie erwähnte: „Viele Hotels wissen nicht, wie nachhaltig sie schon sind!“
In die Tiefe und Breite gehen
- Stakeholder sensibilisieren (Gäste, Lieferanten, Universitäten, Stadt)
- Mitarbeiter aktiv einbeziehen und schulen
- Soziale Initiativen und Projekte in der Region unterstützen
- Unterstützung nachhaltiger Start-Ups
Stephanies letzter Tipp: Klein anfangen und das machen, was man mit seinen Möglichkeiten machen kann. „Jedes Haus ist anders, hat andere Ansprüche und andere (finanzielle, personale usw.) Möglichkeiten“.
Am Ende der Session wurde die Frage gestellt, wo man passende Kooperationspartner finden würden. Darauf antwortete Stephanie: „Man muss viel selber suchen. Wenn man sich aktiv bewegt, kommt es automatisch auf einen zu.“
Schlussendlich waren sich die Teilnehmer einig, dass eine Green Community für nachhaltigen Tourismus fehlt. Wir kommunizieren zu wenig miteinander, wobei Sharing doch bekanntlich caring ist. Bei der Nachhaltigkeit geht es nicht um Wettbewerbsvorteil und wir sollten im Austausch mit anderen Hoteliers überzeugt darstellen, dass wir die Möglichkeit haben, gemeinsam etwas zu verändern.
Vielen Dank Stephanie für die zahlreichen Tipps und Hilfestellungen!
Sessions in der Küche – protokolliert von Anja
11:00 Uhr – 11:45 Uhr
Sessiongeberin: Brita Moosmann, The Menu-Enigineer
Dieser Session-Vorschlag kam von Brita Moosmann, welche das Thema gleich mit einem spannenden Vortrag begann. Den Vortrag gibt es als PDF HIER nachzulesen.
Brita Moosmann, welche mit Yieldforprofit Lösungen für die Gastronomie, Hotellerie und MICE Branche in den Bereichen Food und Beverage Profit Management anbietet, erklärte zunächst die Bedeutung von Green Menu Engineering: Möglichst gut wirtschaften, genau das richtige Angebot finden, welches Qualität, Mitarbeiter und Profit in Einklang bringt. Aber es stellt sich auch der Herausforderung, wie ökologischer und sozialer Profit mit eingebunden werden kann.
Green Menu Engineering ist also ein System und gleichzeitig auch eine Philosophie.
Auf Kerstin Quirins Frage, auf welche Siegel man sich beim Einkauf von F&B-Produkten verlassen könne, erklärte Brita, dass dies unter Experten ein sehr umstrittenes Thema sei. Als Verbraucher verlasse sie selbst sich nicht auf Siegel.
Zum Thema Veganismus konnte Anna Scheffold (Tourismuszukunft) eigene Erfahrungen mit den Teilnehmern teilen: „Als Veganerin ist es für mich schon spannend zu sehen, wie sich die Angebote in der Gastronomie entwickeln.“, sagte sie. Auch in dieser Angelegenheit stellte sich die Frage, ob Siegel zur Kennzeichnung vegetarischer oder veganer Speisen teuer und kompliziert wäre, und ob man diese Hinweise auf der Speisekarte mit einbinden sollte.
Geheim-Tipp von Anna: Der Podcast „Zeil Kitchen – Eine Erfolgsstory“ über einen veganen Gastronomen, der sein Speisenangebot von eine auf die andere Nacht auf vegan umkrempelte.
Marina Hobi (Hotelharmonisiere) stellte ein Beispiel für regionalen Fischfang vor und erklärte, dass es immer mehr Produzenten gibt, die selber züchten. Zwar sollte die Kommunikation hierüber deutlich sein, ein seriöses oder nachvollziehbares Siegel gäbe es hierfür aber nicht.
Brita fügte hinzu: „Siegel sind sehr teuer, und das ist für Kleinunternehmen schwierig. Aber Siegel haben auch ihre Berechtigung. Wichtig ist: das Storytelling muss man voll und ganz leben. Die Geschichte mit dem veganen Gastronomen aus Frankfurt ist ein genialer Ansatz, einfach die Leute unbewusst an das Thema heranzuführen – es kann zwar auch bedeuten, man verliert Gäste, aber es bietet auch große Chance. Gerade jetzt, wo durch Corona weniger Gäste bedient werden durften, kann höhere Qualität geboten werden und das kann einen Betrieb dann dauerhaft verändern.“
Bei der Relevanz von Nachhaltigkeitssiegeln bei F&B Produkten schaltete sich auch Illa (METRO) ein und berichtete von ihren Beobachtungen, dass die Nachfrage beim Endkunden durchaus angestiegen sei. Um den Anforderungen gerecht zu werden und auch die Gastronomen zu entlasten, wünschte die METRO sich vom Gesetzgeber harmonisiertere Vorgaben, zum Beispiel beim Thema Tierwohl.
Die Session-Teilnehmer diskutierten weiterführend über das Dilemma als Verbraucher, gastronomische Betriebe mit Take-Away Gerichten zwar in der Corona-Pandemie unterstützen zu wollen, die Berge an Plastik, die hierbei entstehen jedoch nicht akzeptieren zu können. Lösungsansätze hierfür wäre die Einführung eines Pfandsystems beispielsweise bei Stammgästen, oder eine Initiative der Verpackungsindustrie. Die EU-Einweg-Plastik Richtlinie sei ein guter Anfang, in Sachen Nachhaltigkeit habe es aber durch Corona derbe Rückschritte gegeben und hier müssten dringe neue Wege gefunden werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Sachen Menu Engineering: Die Regionalität. Auch hier waren sich die Session-Teilnehmer einig, dass regionale Speisen und Zutaten schön mit dem Gast kommuniziert werden sollten, und zwar auf eine sinnvolle und authentische Art und Weise. Kreativität, Regionalität und Saisonalität sollten auf der Agenda jedes gastronomischen Betriebes stehen und attraktiv in das Storytelling des Unternehmens integriert werden.
Danke an Brita und alle Session Teilnehmer für den spannenden Input!
12:00 Uhr – 12:45 Uhr
SessiongeberInnen: Suzann Heinemann (GreenSign by InfraCert), Wolf-Thomas Karl (Tourismusexperte DACH – Region), Mareike Reis (Die Housekeeping Akademie)
Diese Session widmete sich einem besonders wichtigen Thema: Der Zukunft der jungen Generationen, und die Einbindung von Nachhaltigkeit in die Ausbildung oder das Studium heranwachsender Hotellerie-/Gastronomie- oder Tourismusexperten.
Darüber, dass eine solche Einbindung von Umweltthemen in den Lehrplan junger Menschen aktuell viel zu wenig stattfindet, waren sich alle Teilnehmer gleichermaßen einig.
Hier ein paar Stimmen aus der Session:
„Die Azubis haben ihre Lehrpläne, die es schon seit Jahren gibt. Allerdings gibt es dort noch keine Aspekte, die mit der Nachhaltigkeit zu tun haben.“ – Suzann Heinemann, GreenSign by InfraCert
„In der Hotelfachschule findet Nachhaltigkeit als Lehrgang bereits statt. Aber in der klassischen Hotelfach-Ausbildung ist es noch nicht angekommen. Hier wird das Thema nur erwähnt, aber nicht in die Tiefe gegangen, wie in der Hochschule. Gerade die jungen Leute interessieren sich heute deutlich mehr dafür. Daher ist die Notwendigkeit definitiv gegeben.“ – Wolf-Thomas Karl, Tourismusexperte DACH
„Nachhaltigkeit ist vielseitig und ein viel zu umfangreicher Begriff. Um hier wirksam in die Lehre zu gehen, sollte man sich zunächst darüber im Klaren werden, wie der Umweltschutz in die eh schon umfangreiche Ausbildung eingebracht werden kann. Leider werden oft Ideen von den jungen Leuten aus Zeitmangel und Desinteresse abgeschmettert – es geht aber vielmehr darum, Ideen aufzugreifen und diese mit den Azubis zu entwickeln, sie dadurch zu bestärken und dann zu schauen, ob sie umgesetzt werden können“ – Mareike Reis, Die Housekeeping Akademie.
„Junge Leute haben zwar Abitur, aber noch nie etwas vom Thema Nachhaltigkeit gehört. Man muss aus dem abstrakten Begriff etwas Greifbares machen und das eigene Verhalten und die Auswirkungen dessen verdeutlichen.“ – Sabine Böhling, sb² concepts
Brita Moosmann, welche an der Hotelfachschule Hamburg unterrichtet, gab die Schwierigkeit und Langwierigkeit bei der Lehrplanentwicklung zu bedenken. Als Wahlpflichtfach würde sich die Nachhaltigkeit in ihren Augen aber ganz gut anbieten. „Eigentlich macht es Sinn, schon in der Ausbildung nachhaltige Themen anzugehen, damit auch die Hotellerie davon nutzen zieht. Wichtig ist auch die Projektarbeit – man muss auch mal raus aus dem Betrieb gehen – Nachhaltigkeit erlebbar machen und entsprechende Betreibe anzuschauen.“, erklärt Brita. Die Dreiecks-Beziehung zwischen Betrieb, Schule und Lehrling könnte eine Art Nachhaltigkeitsberichtsheft in spielerischer Form hervorbringen, bei dem die Nachhaltigkeit im eigenen Leben, im Betrieb und in der Schule mit einbezogen werden.
Diese Bildungs-Lücke zu überbrücken sieht Suzann Heinemann klar in der Verantwortung der Hoteliers, die die Nachhaltigkeit mit verschiedenen Projekten auf praxisnahe Art und Weise im Hotel vermitteln können.
„Im Betrieb müsste vielleicht eine Person verantwortlich gemacht werden – ein Nachhaltigkeitsmanager – dieser nimmt die Azubis an die Hand und führt sie mit Schulungen und Best Practice Beispielen an das Thema Nachhaltigkeit heran. Es sollte auf jeden Fall in die betriebliche Ausbildung integriert werden.“, findet Wolf-Thomas Karl.
In der weiteren Diskussion wurde erwähnt, dass der Bildungsstatus und das Elternhaus junger Menschen entscheidend dafür sein können, ob sie einen nachhaltigen Lebensstil bereits in jungen Jahren verfolgen oder das Thema noch nicht als wichtig ansehen.
Sabine Böhling sb² fügte hinzu: „Zunächst sollte die Nachhaltigkeit erklärt werden, damit man ein Gefühl bekommt, was dahintersteckt. Wichtig ist: Begeistern und Motivieren, nicht mit erhobenem Zeigefinger. Dann kann es auf alle Bereiche übertragen werden. Erstmal die Nachhaltigkeit verständlich machen, dann kommen die Ideen von ganz allein. Man muss sich selbstbestimmt aussuchen können, womit man starten kann. Es muss nicht Verzicht und Kosten bedeuten.“
Ein paar Minuten später in dieser spannenden Diskussion wurde eine neue, wunderbare Idee vorgestellt: Ein Green Tourism Camp für Azubis und Studierende!
Dieser Vorschlag stieß bei Suzann, Sabine und den weiteren Session-Teilnehmern auf mächtig Zuspruch. Doch wie baut man ein solches Camp, um die richtige Zielgruppe mit den richtigen Inhalten zu erreichen?
„Ein Barcamp aufstellen ist ein großer Akt, kann aber in abgespeckter Version gut ermöglicht werden als Tool bzw. Akademie für Azubis. Das finde ich eine super Idee und InfraCert ist natürlich gerne ganz vorne mit dabei.“ – Suzann Heinemann
„Man kann gerne auch den Azubis solche Organisation selbst übergeben. Wenn man vorher ein entsprechendes Training macht und dann übergibt, so dass die Azubis selbst networken und auch ihre Erfolge präsentieren können, ist das sicher erfolgsversprechend.“ – Sabine Böhling
„Ich schlage 14-tätige Treffen, also eine Art Stammtisch vor. Die Menschen sind hungrig nach Austausch“. – Mareike Reis
„Es macht nur Sinn, jene anzusprechen, die es auch wollen. Es bringt nichts, alle Gastronomen dazu überzeugen zu wollen, ihre Azubis für die Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Viele Menschen stehen der Nachhaltigkeit gegenüber auch schon aufgeschlossen gegenüber, und an die müsste man sich mit diesem Camp wenden.“ – Kerstin Quirin
„Warum nicht erst mal mit solch einem Projekt für Azubis starten? Danach kann man es Stück für Stück verbreiten. Es gibt schon viel Potential.“ – Christian von Ruhmor
„Es geht um Inspiration und Information. Es gibt keinen, der missioniert werden will. Wir werden die Leute erreichen, die sich dafür schon interessieren. Es kommt auf die Art der Information und Kommunikation an.“ – Armin Wolff
Liebe Leser, ihr seht: Hier wurde toll gebrainstormt und es sind viele Ideen für ein solches Azubi Camp entstanden. Das Team von InfraCert wird hiermit schnell in die Planung gehen. Also, freut euch auf aufregende News von uns 😉
Vielen Dank an alle Session-Teilnehmer für den wertvollen Input!
14:30 Uhr – 15:15 Uhr
Sessiongeber: Oliver Winter, a&o Hostels
Oliver Winter, welcher zu diesem Session Thema eingeladen hat, konnte mit seinen a&o Hostels im Bereich CO2-Fußabdruck durch betriebliche Maßnahmen schon viel erreichen. Gänzliche Klimaneutralität war aber ohne Kompensationsmaßnahmen bisher nicht möglich, und zu genau diesem Thema haben die Meinungen seiner Mitarbeiter ihn zum Nachdenken angeregt.
„Wenn man sich die verbliebenen Verbräuche zu „Zero“ einkauft, ist das eventuell schon Greenwashing. Wie gehe ich damit um und wie kommuniziere ich auch, dass ich mir dessen bewusst bin? Ist es legitim, zu kompensieren und auf weiteren technischen Fortschritt zu warten? Wie kann ich es auch mit den Mitarbeitern kommunizieren, so dass alle trotzdem stolz sind, wenn Klimaneutralität durch zusätzliche Kompensation erreicht wird?“, fragte Oliver zu Beginn der Session in die Runde.
Was folgte war eine spannende Diskussion, in der sich diverse Stakeholder einbringen konnten. Jörg Buntenbach (Greenpeace Energy) verglich das Dilemma der Kompensation mit der Problematik, dass der Begriff „Ökostrom“ nicht geschützt sei. Auch hier könne einfach Greenwashing betrieben werden, weshalb man als Konsument auf glaubwürdige Zertifikate Acht geben sollte.
Daniel Töbelmann unterstützt mit seinem Unternehmen Klimapatenschaft die Betriebe dabei, klimaneutral zu werden. Für ihn fängt Greenwashing da an, wo etwas kompensiert wird, was nicht langfristig und strategisch ausgerichtet ist. Zunächst sollte man selbst alles versuchen zu reduzieren, was man reduzieren kann. Es wird immer einen Rest geben. Aber wenn man die Bestrebung hat, etwas zu verbessern und das auch zeigt, dann hat es in seinen Augen nichts mit Greenwashing zu tun, wenn der Rest kompensiert wird.
Die Teilnehmer tauschten sich unter anderem darüber aus, ob „Zero“ wirklich „Zero“ bedeutet, wie man mit CO2-Kompensation und -Reduktion eine Art Wettbewerb in der Branche anschieben könnte, und dass es für tatsächliche Annäherung an den Wert „Zero“ weitere Fortschritte in der Technik bedarf.
Insbesondere Oliver Winter und Daniel Töbelmann tauschten sich intensiv über die geographischen Umsetzungen von Kompensationsprojekten aus. Aufgrund des Pariser Klimaschutzabkommens werden viele innerdeutsche Projekte aktuell dem Bund angerechnet, anstatt dem kompensierendem Unternehmen. Lediglich bei Klimamooren gibt es hierzu eine Sonderregelung, und Daniel baut fest darauf, dass künftig sogar Aufforstungsprojekte hinzukommen werden.
„Auch bei internationalen Projekten ist es so, dass teilnehmende Staaten sich diese Projekte anrechnen lassen können. Leider ist es nirgends klar geregelt. Das Interesse an den Projekten erlebt derzeit einen sehr großen Zulauf.“, erklärt Daniel.
Oliver Winter hakte noch einmal nach: „Das scheint ja schon ein riesiger Markt zu sein. Bei allen Anstrengungen die wir unternehmen, scheint aber die Kompensation der letzte Schritt zu sein. Wenn man einen Baum pflanzt, bindet der im Jahr so etwa 12 kg CO2. Wenn ich als Unternehmen ein Projekt mache, wird es dann hochgerechnet auf die gesamte Lebenszeit des Baumes?“ Daniel erklärte, dass es hierzu zwei verschiedene Berechnungsansätze gäbe: „Einmal werden die gesamten Emissionen der Lebenszeit des Baumes zum Verkauf gestellt. Oder es wird aufs Jahr berechnet zur Verfügung gestellt, was die schönere Variante wäre, aber seltener der Fall ist, weil die Projekte vorfinanziert werden müssen. Die Berechnung im Vorfeld findet deutlich häufiger statt.“
Suzann Heinemann, welche die gesamte a&o Hostelkette im Jahr 2020 mit dem GreenSign Nachhaltigkeitssiegel für Hotels zertifizierte, rundete die Unterhaltung ab: „a&o ist mit seinen 5 kg auf einem sehr guten Weg. Es gibt Hoteliers, die allein auf Kompensation setzen und sich damit klimaneutral vermarkten. Aber für mich ist das nicht der richtige Weg. Es ist immer besser, erstmal im Betrieb alles zu reduzieren, was geht, und dann zu schauen, was man mit dem Rest machen kann. Dann ist es auch OK einen entsprechenden „Scheck“ zu schreiben.“
Wir bedanken uns bei Oliver für die tolle Session!
15:30 Uhr – 16:15 Uhr
Sessiongeber: René Bauer, Deutsche Hospitality
René Bauer vom Hotel Jaz in the City arbeitet in einem jungen Lifestyle Stadthotel mit Tagungsbereich, Restaurant und Bar mit Dachterrasse. Vor dieser Session war er auf der Suche nach kostengünstigen Lösungen, um Veranstaltungen in seinem Hotel nachhaltiger zu machen – egal ob ökologisch oder sozial.
Die folgenden Lösungsansätze wurden während dieser Session erarbeitet:
- Paper on demand: Anstatt Blöcke für jeden, Papier am Eingangsbereich
- Buchtipp: „Events nachhaltig gestalten“ von Ulrich Holzbauer.
- Lokale DANN: Live Musik mit regionalen Straßenkünstlern
- Veranstaltungsticket: Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn
- Grün von A-Z: Nachhaltigkeit muss man überall spüren, bei der Organisation, angefangen von An- und Abreise, Catering, Getränke, Ausstattung, Dekorationselemente, Wegeleitsysteme, Kommunikation und Sensibilisierung der Eventgäste etc.
- Digitalisierung: Technik (z.B. weframe) anstatt Flipcharts und Pinnwände
Zum Thema weframe gab Stephanie Schießl von Schwarzwald Panorama zu bedenken, dass diese Technik teils finanziell und schulungstechnisch sehr aufwendig ist. Es muss nicht immer gleich 100% nachhaltig sein und man sollte lieber nach Alternativen und den vorhandenen Ressourcen schauen, wie zum Beispiel Recyclingpaper
Weitere Inhalte der Session:
- „Schwächen“ als etwas Positives darstellen, zum Beispiel: Wenig Parkplätze im City Hotel –> Mit der Anreise per Bahn sieht man viel mehr von der Umgebung
- CO2-Bilanz für Veranstaltungen erstellen lassen und wenn gewünscht kompensieren
- Angebot Elektro-Shuttles vom Bahnhof ins Hotel oder Gutscheine für zusätzliche Hotelleistungen für Bahnfahrer
Natürlich kam während der Diskussion auch die Frage auf, wie die Events der Zukunft aussehen werden. Sabine Böhling von sb2 concepts forscht zu diesem Thema an der Hochschule und teilte ihr Erkenntnisse: „Im Moment sehnen sich alle Leute nach Präsenzveranstaltungen. Diese werden auch zurückkommen, aber die hybriden Veranstaltungen werden wohl bleiben, allein schon aus Umwelt- und Kostengründen. Die Entwicklung durch Corona hat gezeigt, dass es tolle Lösungen gibt – auch bei Messen. Es wird nie eine reale Veranstaltung ersetzen, aber es wird ein Add on sein.“
Wolfgang Falkner fügte hinzu: „Man muss sich gut überlegen, wie man beide Zielgruppen (Online und Präsenz) einbinden kann – besser ist es, sich auf ein Thema zu fokussieren, dann haben die Teilnehmer das Gefühl, gleichwertig zu sein. Das Thema wird sehr gehypt, am Ende kommt es auf die technisch idealste Lösung an.“
Vielen Dank René für den Session Vorschlag!
16:30 Uhr – 17:15 Uhr
Sessiongeber: Dennis Micknaß, Atlantic Hotel Wilhelmshaven
Dennis Micknaß von den Atlantic Hotels hatte sich diese Session gewünscht, um sich darüber auszutauschen, wie Gäste im Hotel mit Nachhaltigkeit „geflasht“ werden können, ohne sich nur auf Content Marketing und Storytelling zu berufen. Hierfür erhoffte er sich insbesondere Inspirationen, wie man Gäste abgesehen von der Kulinarik regional begeistern könne.
Wolfgang Falkner vom Spa Camp erklärte in diesem Zusammenhang „Es ist für Gäste immer sehr spannend, Geschichten zu erleben und mit Nachhause zu tragen, die nicht nur mit dem Essen zu tun haben, sondern auch mit den örtlichen Gegebenheiten.“
Im Atlantic Hotel Wilhelmshaven seien konkrete Projekte hierfür bereits umgesetzt worden, wie zum Beispiel die E-Bike Vermietung über einen regionalen Partner und ein zugehöriger regionaler Picknickkorb, die Ausstellung von Großleinwände mit Darstellung nachhaltiger Mehrwerte im Hotel und das Angebot eines Walking-Dinners.
„Im Hotel bekommt man relativ schnell Feedback von Gästen – egal ob positiv oder negativ. Daher ist es wichtig, die Mitarbeiter in den regionalen Themen und Projekten sorgfältig mit einzubeziehen, damit sie das Ganze mit Überzeugung an den Gast bringen können. Die Kommunikation ist hier entscheidend“, sagte Dennis Micknaß.
Jana Fischer von Tourismus-Marketing Brandenburg fügte hinzu, dass es im Bereich Umweltbildung viele Möglichkeiten gäbe, die Region erlebbar zu machen. Eine spannende Präsentation des nachhaltigen Engagements des Hotels ist hier eine Voraussetzung. Städte- und Naturführung seien immer schön anzubieten. Das Hotel Haffhus in Ueckermünde wurde als tolles Beispiel genannt, da dieses sogar Führungen mit seinen Gästen zu den technischen Anlagen des Hauses unternimmt.
Dennis Micknaß erzählte von der Führung „grün unterwegs“, welche sein Hotel den Gästen anbietet und ihnen somit die Gegebenheiten und das Engagement des Hauses vorstellen. Auch Ausflüge zu regionalen Kaffeeanbieten, wie zum Beispiel in eine Kaffeerösterei oder ein Klimahaus, seien schöne Ideen.
Als weiteres Beispiel wurde ein Kinderhotel im Thüringer Wald von Alexandra Goldhahn von Hotelmarketing genannt. Dort sei es der Anspruch, das Thema Umwelt auch schon für die kleinsten erlebbar zu machen in Form eines Waldschulzimmers, und dazu auch das Thema Ernährung im Kochstudio mit frischen Lebensmitteln aus der Region aufzugreifen.
Weiterführend besprachen die Session Teilnehmer, dass Gäste sich aus ihrem Hotelurlaub gerne ein Stück mit in die Heimat nehmen (Hotelhonig vom Dach, Lektüren, Kaffee von der Rösterei etc.).
Bei Veranstaltungsgästen sei es schwieriger, sie für die Nachhaltigkeit zu begeistern oder überzeugen.
Auch die Frage zum Thema Digitalisierung kam auf: Wie kann man die Nachhaltigkeit besser digital steuern? Darüber, dass dies wichtig sei, waren sich die Session Teilnehmer einig. Und dennoch ginge es am Ende des Tages um die Erlebnisse des Gastes vor Ort. Digitale Kommunikation sei ein begleitender Faktor vor und nach dem Aufenthalt.
Hier noch ein paar zusammengefasste Leitpunkte aus der Session:
- Regionale Partnerschaften knüpfen und pflegen (auch zu Mitbewerbern)
- Verbindung zum Tourismusverband aufnehmen und gemeinsame Programme entwickeln
- Ordentliche Kommunikation und spannendes Storytelling mit Gästen
- Pakete mit viel Qualität und Intensität für Gästeerlebnisse schnüren
„Wir müssen verstehen, dass wir Green Destinations und Regional Experiences nur gemeinsam schaffen“, fasste Lars von der Wettern von Singular Places abschließend zusammen.
Danke an Dennis für diesen Themenvorschlag und an alle Teilnehmer für die spannenden Inhalte!
Sessions im Schwimmbad – protokolliert von Mona
11:00 Uhr – 11:45 Uhr
Sessiongeber: Jörg Steinhäuser, KRE Group
Dieser spannende Session Vorschlag kam von Jörg Steinhäuser, welcher Inspirationen für einen nachhaltigen Spa Bereich in seinem 130- Zimmer Hotel suchte. Als Einschränkung hierbei wurde genannt, dass es sich nicht um ein reines Wellnesshotel handelt, und dass nachhaltiges Bauen im Wellnessbereich durch den Altbau schwierig ist.
Prisca Gutmann von der Hotelmarketing Gruppe berichtete von ihren Erfahrungen, die sie mit einem kleinen Hotel Spa in Bayern gemacht hat: Dort wurde kein großer Umbau getätigt, sondern das bisherige Spa-Angebot wurde neu gestaltet mit einem Fokus auf regionale Produkte. Erst im zweiten bzw. dritten Schritt wurden Umbaumaßnahmen getätigt. „Mit kleinen und kostengünstigen Schritten kann man viel bewegen“, erklärte Prisca. „Man sollte sich zunächst die Frage stellen, was man seinem Gast für Mehrwerte bieten möchte, und das Angebot daraufhin anpassen. Häufig denkt man am Anfang zu groß, aber auch kleine Veränderungen haben einen Impact.“
Auch Dirk Klein vom Hotel Haffhus hat seinen Spa-Bereich nachhaltig erweitert und teilte seine Eindrücke mit den Teilnehmern: „Der Spa-Bereich im Hotel ruft grundsätzlich eine Explosion des Energiebereichs vor. Das Problem liegt in meinen Augen bei der technischen Umsetzung der Anbieter, da diese meist noch keine energieeffiziente Technik anbieten.“, erklärte Dirk. Eine Energieanzeige für Gäste wäre ein guter Weg, die Wärme der Sauna oder die dortige Luftfeuchtigkeit mit den Gästen zu kommunizieren. „Ich arbeite derzeit mit einer Hochschule daran, eine Technik dafür zu entwickeln, das Wasser der Luftfeuchtigkeit aufzufangen und weiter zu verwenden, um diese wertvolle Ressource nicht zu verschwenden.“
Beim Thema Wasserverschwendung schaltete sich auch Max Brandt (Student in der Tourismuswirtschaft) in die Diskussion und stellte den anderen Teilnehmer die Nutzung nachhaltiger Duschen vor, welche weniger Wasser verbrauchen. Auch eine App für Gäste, welche den eigenen Handtuchverbrauch anzeigt, könne Bewusstsein schaffen.
Die Teilnehmer waren einer Meinung, dass Nachhaltigkeit auch im Spa-Bereich ein absolutes Buchungsargument für immer mehr Gäste wird, diese Nachhaltigkeit aber nicht innerhalb eines Tages erreicht werden kann. Wichtig ist es, die Mitarbeiter bei jedem Schritt mitzunehmen. Ein Nachhaltigkeitszertifikat ist eine gute Hilfestellung zur Feststellung des IST-Zustandes, denn es schafft einen Überblick und eine geordnete Struktur der Handlungsfelder in den einzelnen Abteilungen.
Vielen Dank Jörg für diese tolle Session!
12:00 Uhr – 12:45 Uhr
Sessiongeber: Jens Rosenbaum, SWISSFEEL
Auch wenn diese Session nur aus zwei Teilnehmern bestand, so wurden doch einige interessante Punkte zum nachhaltigen Hotelbett besprochen und beleuchtet. Alexandra Goldhahn von Hotelmarketing sah in diesem Thema deutliches Potenzial in der Hotellerie: „Meiner Meinung nach beschäftigen sich hauptsächlich inhabergeführte Hotels mit dieser Thematik, im Großen und Ganzen wir sie aber viel zu selten intensiv betrachtet.“
Jens Rosenbaum von SWISSFEEL reagierte folgendermaßen: „Das nachhaltige Hotelbett ist ein absolutes Nischengebiet. Seitens des Hoteliers besteht hier meist ‚low interest‘, und mit dieser Einstellung sind viele Hoteliers bisher auch gut gefahren. Und das, obwohl die Schlafqualität laut einer Studie des Frauenhofer Institutes einer der wichtigsten Punkte eines Hotelaufenthaltes ist.“
Auch in puncto Nachhaltigkeit gibt es beim Hotelbett ordentliche Verbesserungsmöglichkeiten, wie Jens erklärte: „30 Million Matratzen pro Jahr landen im Müll. Und meist nutzen Hoteliers die Matratzen vorher länger, als hygienisch sinnvoll, obwohl diese nicht waschbar sind. Der Fokus von Hoteliers ist es hierbei oft, Geld zu sparen. Aber mit Nachhaltigkeit hat das nichts zu tun.“
Alexandra und Jens besprachen weiterführend, dass eine Nachhaltigkeitszertifizierung für die Raumausstattung ein eigenes Universum sei, und dass es alleine beim Hotelbett dutzend verschiedene Lieferanten gäbe. Um sich hier wirklich nachhaltig aufzustellen, sollte man jeden einzelnen dieser Lieferanten kontaktieren und sie nach ihren Nachhaltigkeitsmaßnahmen – und Zertifizierungen befragen.
Zwar sei hierfür im Hotelalltag meist keine Zeit, doch biete sich die aktuelle Situation für Hoteliers perfekt an, um sich hierüber Gedanken zu machen. Auch das Angebot eines Kissenmenüs für Hotelgäste wurde diskutiert, um einen höheren Schlafkomfort anzubieten und unter Umständen eine geringere Waschlast zu erzielen.
Vielen Dank Jens für den vielen tollen Input!
14:30 Uhr – 15:15 Uhr
Sessiongeberin: Stephanie Schießl, Schwarzwald Panorama
Stephanie Schießl, welche diese Session vorschlug, begann mit ein paar einleitenden Worten: „Für uns als Haus ist es wichtig und richtig, sich nachhaltig zu engagieren und dabei wollen wir auch unsere Mitarbeiter mitnehmen. Wir möchten dabei aber keine Bekehranstalt sein, sondern verlangen von unseren Mitarbeitern in erster Linie, dass sie ihre Jobs qualitativ gut machen. Wenn allerdings die Gäste über die Nachhaltigkeit sprechen möchten, müssen unsere Mitarbeiter die Nachhaltigkeitsstrategie unseres Hotels kennen.
Um die Mitarbeiter in der Nachhaltigkeit gezielt und effektiv mitzunehmen, wurden im Laufe der Session die folgenden Punkte besprochen:
- Neue Mitarbeiter mit Arbeiterbroschüre versorgen und eine Nacht kostenlos im Hotel verbringen lassen –> Von der Haustür abholen und ihnen die Werte des Hauses nahelagen
- Mix zwischen Kopf (Informationen, Aufklärung) und Herz (Erleben)
- Man muss nicht alles neu erfinden –> Es gibt bereits tolles Informationsmaterial von diversen Instituten und Unternehmen
- Give-Aways für Mitarbeiter integrieren –> Brücke zwischen Betrieb und Zuhause bilden
- Thematik authentisch vorleben
- Fundsachen im Hotel nach einer Weile spenden, anstatt diese wegzuschmeißen
- Nachhaltige Orte für Mitarbeiter schaffen –> Informieren über Themen und Maßnahmen, zum Beispiel bei den Kaffeemaschinen oder Raucherecken
- Einfache Informationen –> Weniger ist mehr, welche Abteilung braucht welches Wissen?
- Auf der Suche nach dem Grund –> Warum klappt diese und jene Maßnahme aktuell nicht? Grund suchen und Lösung finden
- Wissensstand der Mitarbeiter prüfen –> Interne Umfrage zum Wissensstand und zu den Wünschen der Mitarbeiter um zu sehen, wo man anfangen muss
- Nachhaltige Aufstellung stellt einen Wettbewerbsvorteil im Recruiting dar
- Für den Anfang –> Kontaktaufnahme und Austausch mit GreenSign
- Facebook-Gruppen beitreten –> Input und Austausch mit Gleichgesellten
- Learning by Doing
- Bei Vorreitern orientieren –> Zum Beispiel beim Schreiben eines Klima- oder Nachhaltigkeitsberichts
Vielen Dank Stephanie für den wichtigen Session Vorschlag und die vielen Tipps & Tricks!
15:30 Uhr – 16:15 Uhr
Sessiongeberin: Mareike Reis, Die Housekeeping Akademie
In dieser Session beleuchtete Mareike Reis gemeinsam mit circa 10 Hoteliers die Herausforderungen und Chancen des Green Cleanings in der Hotellerie. Es handelte sich um eine besonders interaktive Session, bei der die Teilnehmer viel nach ihren eigenen Erfahrungen gefragt wurden.
Katharina Hörterer vom Hotel der Hammerwirt verkündete gleich zu Beginn, dass sich ihr Hotel erst vor kurzem auf eine chemiefreie Reinigung umgestellt habe.
Auch das Coffee Fellows Hotel in Dortmund wird chemiefrei gereinigt, und zwar mit dem Einsatz von Mikro-Trockendampf und Bio-Produkten, wie Carola di Francesco erklärte.
Lisa Boje von Hotelharmoniserer teilte die Erfahrungen ihrer Kollegen und Kunden: „Hotelgäste haben die Umstellung auf nachhaltige Reinigungsmittel bemerkt und auch bei den Mitarbeitern kam der Verzicht auf Chemikalien bei der Reinigung gut an. Die Raumluft wurde als viel besser wahrgenommen, auch wenn Hotelgäste nicht genau sagen konnten, was sich verändert hat.“
Mareike Reis, welche über fundiertes Fachwissen in der Hotelreinigung verfügt, gab Folgendes zum Besten: „Reinigungsmittel sind immer umweltbelastend und gesundheitsschädlich für die Mitarbeiter. Daher empfehle ich ganz klar die Nutzung von Trockendampfreinigern. Bei der Umstellung auf Mikrodampfreiniger ist es wichtig, die Mitarbeiter gut anzulernen.“, hob Mareike hervor. „Es ist eine andere und viel ergonomischere Art der Reinigung. Die Körperhaltung ist besser und auch die Oberflächen des Interieurs werden nicht so angegriffen.“
Carola di Francesco erzählte davon, dass während der Pandemie aus hygienischen Gründen sämtliche Zimmer Dekorationen entfernt wurden, weil man diese nicht ordentlich reinigen können. Dadurch ging aber leider auch der Charme der Zimmer im Coffee Fellows Hotel verloren. Auch Lisa Boje kannte dieses Problem.
„Das Virus überträgt sich über die Luft und nicht über Gegenstände“, erklärte Mareike daraufhin. „Dennoch sollte man sich besonders in diesen Zeiten klug überlegen: Was brauchen wir wirklich im Zimmer? Was können wir gut reinigen? Wie können wir wieder den Charme reinbringen?“
Dass die letztendliche Umsetzung der Mitarbeiter bei all diesen Entscheidungen im Vordergrund stünde, beteuerte Mareike Reis. Die Zielsetzung müsse bei den Mitarbeitern eintrainiert werden und ein guter Manager sollte diese überprüfen. Auch ein ordentliches Auftreten von Mitarbeitern mit sauberer Kleidung und richtiger Handhabung in öffentlichen Räumen wie der Lobby sei essenziell.
Zum Thema Hotelwäsche kam gegen Ende der Session noch die Frage einer Teilnehmerin, ob man diese aus ökologischer Sicht lieber bei einem externen Reinigungsunternehmen oder im Hotel selbst waschen sollte. Mareike Reis und Jens Rosenbaum von SWISSFEEL gaben zu bedenken, dass hierbei die Größe und Lage des Hotels entscheidend seien. Für die interne Reinigung braucht man genügend Platz, gute, regionale Anbieter und ausreichend Manpower.
Danke Mareike für deinen Input!
16:30 Uhr – 17:15 Uhr
Session Geberin: Anna Scheffold, Tourismuszukunft
Anna Scheffold, welche strategische Tourismus-Beraterin ist, brennt für den Outdoorsport. Sie erzählte zu Beginn der Session, wie sie ihren in Schweden lebenden Bruder von Frankfurt aus mit dem Fahrrad besuchte. Dafür zählte sie auf Übernachtungen im Freien ohne Zelt, und verzichtete gänzlich auf Auto oder Flugzeit. An dieser Stelle schon mal ein großes WOW!
Der Grund, warum man das Thema Mikroabenteuer besprechen sollte, liegt auf der Hand: Viel zurückgelassener Müll, zerstörte Bio-Systeme der Natur und überrannte Regionen. Die Tatsache, dass immer mehr Influencer ihren Communities diese Dinge vorleben ohne dabei über den Naturschutz oder Camper Regeln aufzuklären, ist hier nicht gerade hilfreich.
Anna erklärte, dass es bei der Planung eines Mikroabenteuers viel Recherche benötigt zu den Punkten ÖPNV, Routenplanung, Ausrüstung, und versteckte Übernachtungsplätze. Die geringe Verfügbarkeit von geeigneten Zeltplätzen sei aber häufig eine Schwierigkeit. „Der klassische Campingbegriff ist sehr groß und viele Plätze sind wie ein Dorf aufgebaut. Daher empfehle ich Trekkingseiten, um wirklich schöne Spots zu finden. Auch Hotels, die beispielsweise nah am Wald gelegen sind, können sich diesen Trend zu Nutzen machen: Durch das Schließen von Kooperationen mit regionalen Wandervereinen kann man ein Trekking-Angebot in die Hotelübernachtung mit einbauen und somit unvergessliche Gästeerlebnisse ermöglichen.“
„Auch für Destination sind Mikroabenteuer eine große Chance“, sagte Claudia Beck von desiretec. „Besonders jüngere Leute suchen Erlebnisse und Abenteuer. Die Nachfrage nach Pauschalreisen scheint zurückzugehen, denn die Menschen suchen im Allgemeinen mehr Erlebnisse auf ihren Urlaubsreisen. Das war vor Corona schon so, und wird nach Corona nur noch weiter steigen.“
Zum Thema Destinationen und Mikroabenteuer merkte Evi Kinner (Alpenregion Tegernsee Schliersee) an: „Persönlich finde ich dieses Thema super spannend, jedoch befürchte ich aus Destinationsseite, dass zu viele Menschen auf zu wenig Platz sein werden. Damit würde der Overtourism nur noch gefördert werden.“
Zusammenfassend waren sich die Session Teilnehmer einig, dass es bei Mikroabenteuern und Übernachtungen im Freien extrem wichtig sei, sorgsam mit der Spur umzugehen, die jeder einzelne von uns überlässt. Martin Voß von Tourismus NRW e.V. erklärte: „Tourismus darf nicht auf Kosten der Natur geschehen, sondern diese bestenfalls bereichern.“
Die volle Power Point Präsentation ist hier zu finden.
Eine Podcast Empfehlung von Pascal Gebert von Tourismuszukunft gibt es hier. https://zeltzuhause.de/ https://zeltzuhause.de/ & www.naturgast.ch https://campspace.com/
Und hier geht es zu einem Best Practice Beispiel aus dem Naturpark Diemtigtal.
Vielen Dank Anna für die tolle Präsentation und die vielen spannenden Inputs!
Das #GTC21 war ein unheimlich aufregendes und informatives Event, und die Session Vorschläge und Inhalte haben sich beinahe überschlagen. Bis zu diesem Punkt gab es schon viel zu lesen, deshalb halten wir uns kurz: DANKE, dass ihr das digitale Green Tourism Camp gemeinsam mit uns unvergesslich gemacht habt! Bis zum nächsten Mal!
Deine Darlene & GTC Team